Wohnhaus Freihofstrasse
Freihofstrasse 32 und 34, Zürich ZH
Die Freihofstrasse ist eine für Zürich-Altstetten typische Wohnstrasse. Gründerzeitbauten und Blöcke aus der Nachkriegszeit reihen sich hier in lockeren Abständen. Schmale Vorgärten, Eingänge und Balkone rhythmisieren das Strassenbild. Irgendwo schiebt sich die Glasfassade eines Autohändlers dazwischen.
Das viergeschossige Wohnhaus, mit dem Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten (EMI) zwei Vorgängerbauten der Stiftung PWG ersetzten, fügt sich mit klarem Volumen und blassgrün verputzter Lochfassade in den städtebaulichen Kontext ein. Statt eines Zauns begrenzt eine karminrote Wand den Vorgartenstreifen, und statt Balkonen hat das Haus lange, kräftig ausgebildete Sichtbetonloggien. Beides lässt sich als zeitgenössische Variation ortstypischer Elemente lesen. Dass Wand und Loggien auch dem Lärmschutz dienen, fällt dabei kaum auf.
Tatsächlich liegt die Lärmbelastung entlang der Freihofstrasse leicht über dem gesetzlichen Grenzwert. Das Haus deswegen von der Strasse abzuwenden, hätte dem Quartier jedoch nicht entsprochen. Zudem liegt sie im Südosten des Neubaus. Die laute Seite ist also punkto Belichtung und Sonne durchaus attraktiv. Deshalb richteten die Architekten einen Teil der Wohnräume zur Freihofstrasse aus. Das gelang so: Zwei kompakte Treppenhäuser erschliessen pro Geschoss sechs Wohnungen. Vier davon liegen im langrechteckigen Hauptvolumen und besitzen einen Anteil lärmbelasteter Räume. Auf der Gartenseite schieben sich zwei kurze Querarme aus dem Volumen, die je eine weitere, komplett lärmabgewandte Wohnung pro Geschoss aufnehmen.
© Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen
Trotz Lärmproblem entwarfen EMI keine durchgesteckten Wohnräume, sondern zellenartige Grundrisse. Das Zentrum der Wohnungen bildet ein grosser Koch-Essraum, der sich zur Strasse hin ausrichtet. Er lässt sich zur vorgelagerten Loggia grosszügig öffnen und erschliesst die durchwegs fast gleich grossen Zimmer. Gut die Hälfte davon blickt zum Garten, die andere zur Strasse. Dort garantiert die Loggia mit Betonbrüstungen und absorbierender Untersicht die Einhaltung der Grenzwerte an den Lüftungsfenstern. Im Erdgeschoss sorgt die Vorgartenwand für zusätzlichen Schutz vor dem Lärm.
© Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen
Die Grundrisse sind zum einen flächensparend. Mit den frei nutzbaren Räumen funktionieren sie zudem für verschiedene Wohnformen und bieten Freiheiten für individuelles Wohnen. Das Haus hat damit ideale Voraussetzungen für ein qualitätsvolles, nachhaltiges und kostengünstiges Wohnen, die auch im Falle einer künftigen Lärmberuhigung Bestand haben.
Architektur
Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen, Zürich
Bauherrschaft
Stiftung PWG (Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich)
Bauphysiker
Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Raumprogramm
33 Wohnungen mit 1.5 bis 5.5 Zimmern, 2 zumietbare Einzelzimmer
Planungsprozess
2015 Projektwettbewerb mit Präqualifikation
2017 Bewilligung (lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II
Relevante Grenzwerte
60 dB (Tag), 50 dB (Nacht)