Wohnsiedlung Am Rain
Am Rain 7 | Zurzacherstrasse 52 A,B,C Brugg AG
Im Norden steigt der bewaldete Brugger Berg an, im Süden hangabwärts fliesst die Aare, und die Brugger Altstadt ist wenige Gehminuten entfernt – die Siedlung Am Rain läge ideal, würde nicht die Zurzacherstrasse daran grenzen. Die Einfallsachse ist so laut, dass man sich hier auf dem Trottoir kaum unterhalten kann. Kein Wunder also, versteckten sich die nebeneinanderliegenden Siedlungen der Genossenschaften Graphis und Svea hinter Schallschutzwänden. Da die vier langen Mehrfamilienhäuser senkrecht zur Strasse standen, wäre der Lärm sonst bis tief in die Parzelle vorgedrungen. Die Entwicklungsabsichten der Genossenschaften bargen die Chance, die städtebaulich unerwünschte Situation zu verbessern.
Adrian Streich Architekten gewannen 2016 den Studienauftrag für das gemeinsame städtebauliche Konzept und die Realisierung der ersten Hälfte, die sie 2021 vollendeten. Die zusammenhängende, im Endzustand spiegelsymmetrische Grossform nützt die gesamte Parzellentiefe aus. Entlang der Zurzacherstrasse erscheint sie als schmaler, dreigeschossiger Riegel, den die Architekten durch zwei Höfe – einen für jede Genossenschaft – aufbrachen. Die L-förmigen Flügel dahinter liegen im Lärmschatten. Sie umklammern zwei seitliche Höfe und den zentralen Genossenschaftshof. Dank der klugen städtebaulichen Figur ist der Anteil an lärmbelasteten Fassaden im Vergleich zu den ruhigen gering. Umso mehr, als die Siedlung hangabwärts auf fünf Geschosse anwächst.
© Adrian Streich Architekten AG
© Adrian Streich Architekten AG
Der lauten Strasse begegneten die Architekten mit städtischen Qualitäten: Kolonnaden säumen den gepflästerten Hof der ersten Bauetappe und schaffen Distanz zur Strasse. In der Mitte sprudelt ein Brunnen. Unter den Kolonnaden ist die Klinkerfassade nicht wie sonst überall gelb, sondern rot mit gelbem Rautenmuster. Verglaste Türen führen in Treppenhäuser und in Gewerberäume, die auch als Wohnung vermietet werden können.
© Adrian Streich Architekten AG
In den Wohnungen der Obergeschosse richten sich Wohn- und Schlafzimmer sowie die Balkone konsequent zur ruhigen Seite. Dennoch wendet sich das Haus der Strasse zu. Die Treppenhäuser zeichnen sich durch grosse Quadratfenster aus, die Küchen durch kleine runde. Mithilfe eines Grundriss-Kniffs schufen die Architekten gegen die Strasse sogar bewohnbare Räume: Die möblierbaren Bereiche zwischen Eingang und Küche gelten baurechtlich als lärmunempfindliche Entrées. Solange die Schallschutzfenster geschlossen bleiben, lässt sich der Ausblick auf das Verkehrsgebrause schon fast geniessen.
Architektur
Adrian Streich Architekten AG, Zürich
Bauherrschaft
Graphis Bau- und Wohngenossenschaft, Bern
Bauphysiker
Raumanzug GmbH, Zürich
Raumprogramm
40 Wohnungen mit 1 bis 5.5 Zimmern; 4 Wohnateliers, 3 zumietbare Zimmer, Gemeinschaftsraum
Planungsprozess
2016 Studienauftrag im selektiven Verfahren
2017 Richtprojekt
2018 Gestaltungsplan Am Rain
2018 Baubewilligung
2021 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
IGW, 65 dB(A) Tag / 55 dB(A) Nacht
Weitere Informationen
© Adrian Streich Architekten AG