LÄRMSITUATION

Strassenlärm
einseitig

TYPOLOGIE

Hof
Kamm

Schon Henri IV wusste, dass er seine Untergebenen vor den lärmigen und schmutzigen Strassen Paris’ schützen muss, will er sie dazu bewegen, wieder vermehrt in seiner Nähe in der Hauptstadt zu leben. Vor diesem Hintergrund entstand das «Hôtel particulier», eine Bautypologie, bei der ein niedriger Vorbau einen Hof ausbildet und das Haupthaus von der Strasse abschirmt. Dieses städtebauliche Prinzip bildet die Grundidee für die Siedlung Vogelsang: Zweigeschossige Volumen begleiten die stark befahrene Strasse und schützen die dahinter liegenden Höfe und Wohnungen vor dem Lärm, den der Verkehr dort insbesondere während den Stosszeiten verursacht. Im Sockelbereich der am Hang liegenden Überbauung sind Nebennutzungen wie Velo- und Recyclingräume oder eine Werkstatt untergebracht. Auf dem oberen Geschoss der Vorbauten befinden sich die Wohn- und Essbereiche der 5.5-Zimmer-Wohnungen. Sie verfügen sowohl über Fenster zur Strasse als auch zum Hof, womit die Räume stets lärmabgewandt gelüftet werden können. Von den angrenzenden Wintergärten blickt man über das weite Gleisfeld vor dem Bahnhof Winterthur bis in die grünen Hügelzüge des Schlosstals.

Situationsplan
Lärmsituation

Alle Schlafräume der Wohnungen sind zum Hof gerichtet, dessen achteckige Form dazu führt, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner kaum gegenseitig in die Wohnräume blicken. Die grössten Wohnungen, die sich bis in den Vorbau ausdehnen, verfügen wie die übrigen Wohnungen über einen Bezug zum ruhigen, rückwärtigen Gartenbereich. Auf dieser Seite wächst die Überbauung auf bis zu vier Geschosse an. Der Hof und die angrenzenden Wohnungen bilden ein Modul, das sich achtmal aneinanderreiht, wobei zwei der Höfe etwas grösser ausgebildet sind. Eine Rue Intérieure führt von einem Hof zum nächsten und erschliesst die rund 330 Meter lange Siedlung. Wenn es hier einmal laut wird, dann aufgrund der lebendigen Nachbarschaft: Anders als zu Zeiten Henri IV haben die Höfe keinen repräsentativen Zweck, sondern sind dem gemeinschaftlichen Zusammenleben gewidmet.

Architektur

Knapkiewicz + Fickert Architekten, Zürich

Bauleitung

GMS Partner, Zürich Flughafen

Bauherrschaft

Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Winterthur (GWG), Winterthur

Bauphysiker

a und b Bauphysik, Winterthur

Raumprogramm

156 Wohnungen, Zweifachkindergarten und Kindertagesstätte, Siedlungslokal, Gartenhalle, Gemeinschaftsbüro und -küche, Fitnessräume, Musikzimmer, Hobbyräume, Gästezimmer

Planungsprozess

Projektwettbewerb: 2014
Baubewilligung: 2017
(lärmschutzrechtliche Ausnahmebewilligung)
Bezug: 2021

Lärmempfindlichkeitsstufe

ES II

Relevante Grenzwerte

60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (in Teilbereichen hangseitig gelten die Planungswerte: 55 dB (A) Tag, 45 dB (A) Nacht)

Weitere Informationen

Website GWG
«Zwischen Garten und Gleismeer» in:
Themenheft Hochparterre August 2022

Grundriss 0 Hofgeschoss
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss

© Knapkiewicz + Fickert Architekten

Schnitt hangseitiges Haus

© Knapkiewicz + Fickert Architekten