Wohnsiedlung Welle (Hornerfeld West)
Gexistrasse 2 bis 12, Lenzburg AG
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnverkehr mehrseitig
TYPOLOGIE
- Die fast 200 Meter lange «Welle» ist zugleich Abschluss und Schutzwall für das Wohnquartier dahinter. © Fortimo
- Die lärmexponierte Ostfassade des langen Gebäuderiegels ist in robuste Schieferschindeln gekleidet. Mit seinen grossen Kastenfenstern gibt er sich dennoch als Wohnhaus zu erkennen. © Roger Frei
- Zum ruhigen Wohnquartier hin öffnet sich das Haus. Die Wellenform erzeugt hier eine grosse Fassadenabwicklung und vermittelt zum Quartier, indem sie den langen Baukörper gliedert.
© Roger Frei - Hinter den geschwungenen Balkonen ist die Fassade gestaffelt. Dadurch besitzen sämtliche Wohn- und Schlafräume grosszügige Fenster zur ruhigen Westseite. © Roger Frei
Die Lage des Hornerfelds in Lenzburg könnte kaum exponierter sein: Ein Autobahnzubringer samt Tunneleinfahrt, eine Kantonsstrasse und eine Schnellzugstrecke umschliessen das Grundstück auf drei Seiten. Auch von der nahen A1 dringt Lärm hierher. Ursprünglich war auf dem Ackerstreifen ein Autohaus geplant, doch schliesslich entschied sich die Bauherrschaft im Einvernehmen mit der Stadt gegen eine gewerbliche Nutzung. Wie ein mächtiger Schutzwall steht hier nun die Wohnüberbauung mit dem klingenden Namen «Welle» vor einem Quartier aus Einfamilienhäusern. Auf dem Zopfweg, einer verkehrsberuhigten Quartierstrasse hinter der «Welle», ist es erstaunlich ruhig. Steht man dagegen auf der Ostseite des Gebäudes, mit Blick auf die Hero-Konfitürenfabrik, ist der Strassenlärm zeitweise ohrenbetäubend. Rund 25 000 Fahrzeuge fahren hier täglich vorbei.


Aus dieser schwierigen Lage haben Frei Architekten mit einem klugen, unkonventionellen Gebäudevolumen das Bestmögliche herausgeholt: Die «Welle» hat eine beeindruckende Länge von 191 Metern. Gegen die laute Ostseite wirkt das Haus mit seiner Schieferfassade massiv. Grosse Kastenfenster aus Aluminium gliedern dabei die lange Fassade und bringen viel Licht ins Innere – vor allem in jene durchgehenden Wohnungen, die teilweise gegen den Autobahnzubringer gehen. Die Kastenfenster haben eine indirekte Lüftung, lassen sich aber nicht öffnen. Die hinterlüftete Fassade aus Schieferschindeln wirkt trotz dieses rustikalen Materials urban. Sie schützt vor Wettereinfluss und Abgasen. Die Architekten haben mit dem Naturschiefer bewusst einen Baustoff gewählt, der so robust wie möglich ist.
© Frei Architekten
Zur Eisenbahn hin schliesst ein spitzer Winkel das Gebäude ab, an der anderen Schmalseite zur Kantonsstrasse ein spitz zulaufender Bogen. Die Lärmgrenzwerte werden durch diese geschickte Form überall eingehalten. Die Wohn- und Schlafräume sind konsequent zur ruhigen Seite nach Westen ausgerichtet. Die Wellenform des Hauses ermöglicht hier viel mehr offene Aufenthaltsflächen als es eine gerade Fassade getan hätte. Mit ihren geschwungenen Balkonen und den halbrunden Höfen nimmt sie die Kleinräumigkeit des Einfamilienhausquartiers auf, ohne sich anzubiedern. Vor den Wellenbögen ist ein schmaler Park entstanden, und die meisten der 80 Wohnungen haben Abendsonne und Ausblick auf das Schloss Lenzburg – eine der mächtigsten Burganlagen der Schweiz.
Architektur
Frei Architekten AG, Aarau
Bauherrschaft
Fortimo Invest AG, St. Gallen
Bauphysiker
Grolimund + Partner AG, Aarau
Raumprogramm
80 Wohnungen mit 2.5 bis 4.5 Zimmern
Planungsprozess
2012 Studienauftrag
2014 Gestaltungsplan Hornerfeld West
2017 Baubewilligung
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
Planungswerte, 60 dB (Tag) / 50 dB (Nacht)