Wohnsiedlung Welle (Hornerfeld West)

Gexistrasse 2 bis 12, Lenzburg AG

LÄRMSITUATION

Strassen- und Bahnverkehr mehrseitig

TYPOLOGIE

Kamm
Durchwohnen

Die Lage des Hornerfelds in Lenzburg könnte kaum exponierter sein: Ein Autobahnzubringer samt Tunneleinfahrt, eine Kantonsstrasse und eine Schnellzugstrecke umschliessen das Grundstück auf drei Seiten. Auch von der nahen A1 dringt Lärm hierher. Ursprünglich war auf dem Ackerstreifen ein Autohaus geplant, doch schliesslich entschied sich die Bauherrschaft im Einvernehmen mit der Stadt gegen eine gewerbliche Nutzung. Wie ein mächtiger Schutzwall steht hier nun die Wohnüberbauung mit dem klingenden Namen «Welle» vor einem Quartier aus Einfamilienhäusern. Auf dem Zopfweg, einer verkehrsberuhigten Quartierstrasse hinter der «Welle», ist es erstaunlich ruhig. Steht man dagegen auf der Ostseite des Gebäudes, mit Blick auf die Hero-Konfitürenfabrik, ist der Strassenlärm zeitweise ohrenbetäubend. Rund 25 000 Fahrzeuge fahren hier täglich vorbei.

Situationsplan
Lärmsituation

Aus dieser schwierigen Lage haben Frei Architekten mit einem klugen, unkonventionellen Gebäudevolumen das Bestmögliche herausgeholt: Die «Welle» hat eine beeindruckende Länge von 191 Metern. Gegen die laute Ostseite wirkt das Haus mit seiner Schieferfassade massiv. Grosse Kastenfenster aus Aluminium gliedern dabei die lange Fassade und bringen viel Licht ins Innere – vor allem in jene durchgehenden Wohnungen, die teilweise gegen den Autobahnzubringer gehen. Die Kastenfenster haben eine indirekte Lüftung, lassen sich aber nicht öffnen. Die hinterlüftete Fassade aus Schieferschindeln wirkt trotz dieses rustikalen Materials urban. Sie schützt vor Wettereinfluss und Abgasen. Die Architekten haben mit dem Naturschiefer bewusst einen Baustoff gewählt, der so robust wie möglich ist.

Erdgeschoss mit Umgebung
1. Obergeschoss

© Frei Architekten

Zur Eisenbahn hin schliesst ein spitzer Winkel das Gebäude ab, an der anderen Schmalseite zur Kantonsstrasse ein spitz zulaufender Bogen. Die Lärmgrenzwerte werden durch diese geschickte Form überall eingehalten. Die Wohn- und Schlafräume sind konsequent zur ruhigen Seite nach Westen ausgerichtet. Die Wellenform des Hauses ermöglicht hier viel mehr offene Aufenthaltsflächen als es eine gerade Fassade getan hätte. Mit ihren geschwungenen Balkonen und den halbrunden Höfen nimmt sie die Kleinräumigkeit des Einfamilienhausquartiers auf, ohne sich anzubiedern. Vor den Wellenbögen ist ein schmaler Park entstanden, und die meisten der 80 Wohnungen haben Abendsonne und Ausblick auf das Schloss Lenzburg – eine der mächtigsten Burganlagen der Schweiz.

Architektur

Frei Architekten AG, Aarau

Bauherrschaft

Fortimo Invest AG, St. Gallen

Bauphysiker

Grolimund + Partner AG, Aarau

Raumprogramm

80 Wohnungen mit 2.5 bis 4.5 Zimmern

Planungsprozess

2012 Studienauftrag
2014 Gestaltungsplan Hornerfeld West
2017 Baubewilligung
2019 Bezug

Lärmempfindlichkeitsstufe

ES III

Relevante Grenzwerte

Planungswerte, 60 dB (Tag) / 50 dB (Nacht)