Wohnüberbauung Brunnmatt-Ost
Schwarztorstrasse 102–110, Bern BE
Mit seiner robusten Klinkerfassade unterstreicht das Wohnhaus an der Schwarztorstrasse in Bern den Wandel des heterogenen Mattenhof-Quartiers zu einem urbanen Viertel mit zunehmendem Wohnanteil. Grosszügige Nischen markieren die Gebäudezugänge und bilden zusammen mit den darüberliegenden Loggien eine visuelle Einheit. Diese wiederholt sich fünfmal und verweist damit auf die rückwärtige Struktur des Gebäudes, das fünf Finger aufweist, die in den Hofraum greifen.
Während die Sonne die sandsteinfarbene Strassenfassade ins beste Licht rückt, bleibt es im ruhigen Hof meist schattig. Möglichst vielen Wohnungen Zugang zu beiden Seiten zu verschaffen, gelang den Architekten mittels ineinander verwobener Wohnungsgrundrisse. Vier der fünf Finger sind identisch und als Vierspänner organisiert. Eine der vier Wohnungen liegt jeweils am schmalen Ende des Fingers und orientiert sich nach drei Seiten. Ihr fehlt als einzige der Bezug zur Südfassade. Die übrigen drei Wohnungen besitzen eine zur Strasse gerichtete Loggia. Dabei können sämtliche Wohnräume hofseitig gelüftet werden und die meisten verfügen dort über einen Balkon. Um das Prinzip der zweiseitigen Orientierung und den angestrebten Wohnungsmix miteinander in Einklang zu bringen, ist jeweils eine der drei Wohnungen als Maisonette konzipiert. Dabei ist die Nähe zu den Nachbarn vor allem in den zum Hof gerichteten Zimmern spürbar. Bäume sowie Rankpflanzen entlang den Balkonen erschweren gegenseitige Einblicke und prägen die Erscheinung des Hofraums.
Architektur
Esch Sintzel Architekten, Zürich
Bauherrschaft
Emil Merz AG, Bern
Bauphysiker
BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
Raumprogramm
95 Wohnungen mit 2.5 bis 5.5 Zimmern, Café
Planungsprozess
2008 Wettbewerb
2010 Bewilligung
(lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2013 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (Tag) / 55 dB (Nacht)
Weitere Informationen
Projektwebseite Esch Sintzel Architekten
«Der zeitgenössische Reformblock» in: Hochparterre 8/2013, S. 42–46
«Angekommen» in:
werk, bauen + wohnen 11/2013, S. 20–26
Ein besonderes Augenmerk legten die Architekten auf die Gestaltung der strassenseitigen Loggien. Diese bieten trotz des zeitweise hohen Verkehrsaufkommens eine attraktive Wohnraumerweiterung: Der bunte Plattenbelag der Küchen fliesst nach draussen und durch die roten Stoffmarkisen fällt ein warmes Licht. Über die Loggien nehmen die Bewohnerinnen am Geschehen im Quartier teil und tragen ihrerseits zur Belebung des Strassenraums bei. So bekennt sich die Wohnüberbauung trotz der Lärmbelastung zu ihrer Umgebung.
© Esch Sintzel Architekten