Wohnüberbauung Selnau
Sihlhölzlistrasse, Sihlamtsstrasse, Selnaustrasse Zürich ZH
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Die meisten Zürcher Autofahrerinnen und Autofahrer kennen vermutlich die Siedlung Selnau. Allmorgendlich staut sich der Verkehr entlang der schneeweissen Fassade stadteinwärts, allabendlich läuft es umgekehrt. Zwischen Strasse und Wohnriegel taucht der Tunnel der Sihltal-Üetliberg-Bahn aus dem Untergrund auf. Die Züge fahren einem Grossteil der Bewohner unter dem Wohnzimmer hindurch.
Trotz der unwirtlichen Lage ist die städtische Siedlung des Architekten Martin Spühler (heute SPPA Architekten) aus den Neunzigerjahren bis heute beliebt. Zum einen bietet sie günstigen Wohnraum an zentraler Lage. Zum anderen schuf Spühler in der Enge der langgezogenen Dreiecksparzelle einmalige Wohn- und Aussenraumqualitäten.
Entlang der Sihlhölzlistrasse bildet eine bloss 6 Meter tiefe, 170 Meter lange Gebäudezeile einen Wall gegen den Verkehrslärm. Hier stapeln sich vier Wohngeschosse über Gewerbe und Nebenräumen. Je Geschoss teilen sich zwei Wohnungen ein kaltes Treppenhaus. Die Eckfenster der Wohnzimmer und die hohen Treppentürme rhythmisieren die Fassade und geben ihr ein städtisches Gesicht. An der ruhigen Sihlamtsstrasse gegenüber wiederholt sich das Prinzip, nur fehlt hier das durchlaufende vierte Obergeschoss. Statt als Riegel erscheint die Siedlung hier als Reihe von Stadthäusern, und vermittelt zum angrenzenden Wohnquartier. Die Stirnfassade an der Selnaustrasse schliesslich präsentiert sich als klassisches Geschäftshaus mit hoher Kolonnade. Im geschützten Zentrum der Siedlung reihten die Architekten sämtliche Schlafzimmer an drei Höfen auf.
Architektur
Martin Spühler, Zürich
(heute SPPA Architekten, Zürich)
Bauherrschaft
Stadt Zürich, Amt für Hochbauten
Bauphysiker
Bruno Gandet
Raumprogramm
64 Wohnungen mit 1.5 bis 6.5 Zimmern, Kindergarten, Kinderhort, Kinderkrippe, Verwaltung, Verkaufs-, Gewerbe- und Büroräume
Planungsprozess
1985 Wettbewerb
1993 Baustart
1995 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
–
Relevante Grenzwerte
–
Weitere Informationen
Wohnen zur Strasse, Schlafen zum Hof – das ist ein Teil des Erfolgsrezeptes. Der andere sind die privaten Erschliessungs- und Aussenräume, die sich zwischen Wohnzimmern und Treppentürmen spannen. Tische, Fahrräder, Pflanztöpfe und Kinderschaukeln zeugen von einer regen Nutzung der fast 30 Quadratmeter Wohnraumerweiterung. Gegen die Sihlhölzlistrasse halten Verglasungen den Lärm ab, gegen die Sihlamtsstrasse sind die Zwischenräume offen.
Der einzige Wermutstropfen ist das Rumpeln der Züge, das einen Teil der Wohnungen regelmässig erschüttert. Mit den heutigen Möglichkeiten liessen sich Tunnel und Wohngebäude besser entkoppeln.