LÄRMSITUATION

Strassen- und Bahnlärm mehrseitig

TYPOLOGIE

Riegel
Durchwohnen

Ein Eisenbahnviadukt und zwei geschwungene, vierspurige Strassen begrenzen das südliche Geviert der ehemaligen Spinnerei Zwicky in Dübendorf. Dass daraus ein aussergewöhnliches Stück Stadt geworden ist, verdankt es nicht zuletzt dem rundum hohen Verkehrsaufkommen. Auch wenn die schmalen Riegel in Kombination mit den massigen Blöcken eine hohe Nutzungsflexibilität aufweisen, wäre die Wahl andernorts vermutlich auf gewöhnlichere Bautypen gefallen. Doch hier dienen die bloss acht Meter tiefen Randbebauungen als bewohnte Lärmschutzwände, die lichtdurchflutete Wohnungen enthalten. Einen Kontrast dazu bilden die beiden bis zu vierzig Meter breiten Kuben im Hof. Nebst klassischen Wohnformen bieten sie Platz für Gemeinschaftsräume und grosse Wohngemeinschaften. Als dritte Typologie begleiten flache Hallen die Fussgänger zwischen den Häusern hindurch. Hie und da weiten sich die breiten Gassen zu kleinen Platzräumen.

Situationsplan
Lärmsituation

Die Architekten vermieden es, aufgrund der hohen Lärmbelastung eine introvertierte Architektur zu schaffen. Die offene Bauweise ermöglicht sowohl Fussverbindungen als auch Ausblicke in die Umgebung. Wie die einzelnen Häuser reagieren auch die Wohnungen individuell auf die jeweilige Lage innerhalb des Areals. Massnahmen, die vor dem Lärm schützen, kommt gleichzeitig eine identitätsstiftende Bedeutung zu. Beispielsweise dienen ein Treppenhaus und ein Balkon-Stapel, deren filigrane Stahlkonstruktionen sich vor dem Himmel abzeichnen, zugleich als transparente Lärmschutz-Flügel. Für besonders lärmbelastete Stellen suchten die Beteiligten nach einer passenden Nutzung. So zog ein Hotel in die offene Nordwest-Ecke – eine Nutzung, bei der eine kontrollierte Lüftung als Schallschutzmassnahme ausreicht und die mit dem zugehörigen Café für Diversität sorgt.

Erdgeschoss
5. Obergeschoss

© Schneider Studer Primas

Auf dem als schwierig bebaubar geltenden Grundstück ist ein lebendiges Quartier mit urbanen Qualitäten entstanden. Manchmal geht es dort so lebhaft zu und her, dass der von den Bewohnerinnen und Bewohnern verursachte Lärm für mehr Gesprächsstoff sorgt als die vorbeidonnernden Schnellzüge und Blechlawinen.

Architektur

Schneider Studer Primas GmbH, Zürich

Bauherrschaft

Anlagestiftung Swiss Life, Zürich
Anlagestiftung Turidomus, Zürich
Anlagestiftung Adimora, Zürich
Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1, Zürich
Stiftung Altried, Zürich

Bauphysiker

Ernst Basler + Partner, Zürich

Raumprogramm

280 Wohnungen mit 1 bis 14 Zimmern, 5’900 m2 Gewerbe

Planungsprozess

2003 Privater Gestaltungsplan Zwicky-Areal (Revision 2012)
2009 Studienauftrag
2013 Ergänzender Gestaltungsplan Teilgebiet E
2013 Baubewilligung
2016 Bezug

Lärmempfindlichkeitsstufe

ES III

Relevante Grenzwerte

60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (Planungswerte) 

Weitere Informationen

Zwicky Süd auf swiss-architects.com

Offene Burg, in:
Hochparterre 9/2019, S. 32–40

Freilandversuch in Urbanität, in:
werk, bauen + wohnen 3/2017

Fotodokumentation von
Bernard & Myrtha Garon

Grundriss Gross-WG

© Schneider Studer Primas

Grundriss Gross-WG
Schnitt

© Schneider Studer Primas