Studierendenhaus Basel
Signalstrasse 33-35, Basel BS
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Das neue Erlenmattquartier rund um den Erlenmattpark in Basel gliedert sich in die Areale «Ost» und «West» mit einer totalen Fläche von 19 Hektaren. Zukünftig sollen hier 3000 Menschen wohnen und 800 Arbeitsplätze entstehen. Das Areal diente früher als Güterbahnhof der Deutschen Bahn. Der Badische Bahnhof befindet sich ganz in der Nähe, auf drei Seiten wird das Quartier von der Autobahn bedrängt.
Der kantonale Bebauungsplan von 2005 regelt unter anderem, dass Wohnen auf dem Areal trotz Lärm möglich sein soll. Er basiert auf einem städtebaulichen Wettbewerb von 1996.
Das Studierendenhaus der Stiftung Habitat liegt in der ersten Gebäudezeile im Areal Ost, entlang der Signalstrasse. Die ganze Häuserzeile bildet einen Lärmriegel für das Arealinnere. Zwei Gebäudeflügel des Studierendenhauses spannen sich parallel zur Signalstrasse auf und wenden sich einem gemeinsamen Innenhof mit geschwungenen Verbindungsbrücken zu. Der Hof referenziert auf Innenhöfe der 1920er-Jahre in Buenos Aires. Im Erdgeschoss befinden sich ein gemütliches «Waschcafé», eine der Innovationen der Siedlung, und gegen die Strasse ein Proberaum für Tanz und Theater. Die öffentlichen Durchgänge zur Arealmitte mussten mit Schiebetüren ausgerüstet werden, um die Lärmwerte einzuhalten.
Durch die Parzellentiefe und die Lärmsituation sind zwei unterschiedliche Wohntypologien in den beiden Gebäudeflügeln entstanden. Im dünnen Flügel an der Strasse liegen Duplexwohnungen für Wohngemeinschaften, der dickere Flügel dahinter beherbergt grosse 7-Zimmer-Wohnungen mit teilmöblierten Zimmern für kürzere Aufenthalte.
© Duplex Architekten
Um die geforderte Ausnützung zu erreichen, war es unumgänglich, strassenseitige Wohnräume zu entwerfen. Hier kommt die geringe Gebäudetiefe zum Tragen: Die Schlafzimmer strecken sich von Fassade zu Fassade und haben zur Strasse hin grosse Fenster. Manuell gelüftet wird aber über den Innenhof. Um den Minergie-P-Eco-Standard zu erreichen, ist dennoch eine kontrollierte Lüftung vorhanden. Die hochklappbare Bank vor dem strassenseitigen Lüftungsflügel macht zwar das Putzen der Fenster möglich, verhindert aber ein Offenstehen der Fenster im Alltag. Da in diesen Wohnungen ein Korridor als Lärmpuffer fehlt, sind die Zimmertüren schalldämmend.
Der Innenhof ist die gemeinsame Mitte aller Wohnungen. Um hier die Lärmlast klein zu halten, wurde die Wärmedämmung durch Lochungen in der Fassade zum Schallabsorber gemacht. Stichprobenartige Befragungen der Architekten konnten keine Beeinträchtigung durch Nachbarschaftslärm im Innenhof feststellen. Und wie bauakustische Messungen zeigten, erfüllen auch die Fassaden die hohen Anforderungen an den Schallschutz. Damit wurde der Beweis geführt, dass zwar kein vollkommen störungsfreies, jedoch ein qualitätsvolles Wohnen an dieser belasteten Lage möglich ist.
© Duplex Architekten
Architektur
Duplex Architekten, Zürich
Bauherrschaft
Stiftung Habitat, Basel
Bauphysiker
BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
Raumprogramm
Studentisches Wohnen mit 19 Wohneinheiten, Waschcafé und Gemeinschaftsraum; Gewerbenutzung und Proberaum für Tanz und Theater
Planungsprozess
2005 Kt. Bebauungsplan Erlenmatt-Areal
2013 Studienauftrag Studierendenhaus (Erlenmatt-Ost, Baustein 3)
2016 Baubewilligung
2019 Bezug
Zone
Vorgaben gemäss Bebauungsplan,
Bauzone 5a
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht für die Wohnnutzung
Weitere Informationen
Projektseite Duplex Architekten
Das Grosskapital und die Gutmenschen
(Hochparterre 11/2019, S. 12-23)