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Interaktiver Leitfaden
Lärmschutz Schritt für Schritt planen
Was ist der Planungsstand auf der Parzelle ?
Ist das Grundstück eingezont?
In welcher Zone liegt es?
Ist es erschlossen?
Braucht es einen Quartierplan?
Gibt es eine Sondernutzungsplan-Pflicht?
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Einstieg in die Planung
Sind laute Anlagen geplant?
(Parkierung, Wärmepumpe,…)
Möchten Sie zur Verbesserung der Akustik im Aussenraum beitragen?
Ausarbeiten
des Bauprojekts
Lärmsituationen
Test Kategorie
Strassenlärm einseitig
Wohnhaus
Freihofstrasse
Zürich ZH
Studierendenwohnhaus Rosengarten
Zürich ZH
Wohnhaus
Allenmoosstrasse
Zürich ZH
Lärmsituation
Strassenlärm
einseitig
Typologie
Wohnüberbauung
Holunderhof
Zürich ZH
Lärmsituation
Strassenlärm
einseitig
Typologie
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Wohnsiedlung Welle (Hornerfeld West)
Lenzburg AG
Lärmsituation
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Typologie
Wohn- und Geschäftshaus
Schlossberg
Baden AG
Zwicky
Riedgarten
Dübendorf ZH
Lärmsituation
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Typologie
Strassenlärm mehrseitig
Zwicky Süd
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
TYPOLOGIE
Ein Eisenbahnviadukt und zwei geschwungene, vierspurige Strassen begrenzen das südliche Geviert der ehemaligen Spinnerei Zwicky in Dübendorf. Dass daraus ein aussergewöhnliches Stück Stadt geworden ist, verdankt es nicht zuletzt dem rundum hohen Verkehrsaufkommen. Auch wenn die schmalen Riegel in Kombination mit den massigen Blöcken eine hohe Nutzungsflexibilität aufweisen, wäre die Wahl andernorts vermutlich auf gewöhnlichere Bautypen gefallen. Doch hier dienen die bloss acht Meter tiefen Randbebauungen als bewohnte Lärmschutzwände, die lichtdurchflutete Wohnungen enthalten. Einen Kontrast dazu bilden die beiden bis zu vierzig Meter breiten Kuben im Hof. Nebst klassischen Wohnformen bieten sie Platz für Gemeinschaftsräume und grosse Wohngemeinschaften. Als dritte Typologie begleiten flache Hallen die Fussgänger zwischen den Häusern hindurch. Hie und da weiten sich die breiten Gassen zu kleinen Platzräumen.
Die Architekten vermieden es, aufgrund der hohen Lärmbelastung eine introvertierte Architektur zu schaffen. Die offene Bauweise ermöglicht sowohl Fussverbindungen als auch Ausblicke in die Umgebung. Wie die einzelnen Häuser reagieren auch die Wohnungen individuell auf die jeweilige Lage innerhalb des Areals. Massnahmen, die vor dem Lärm schützen, kommt gleichzeitig eine identitätsstiftende Bedeutung zu. Beispielsweise dienen ein Treppenhaus und ein Balkon-Stapel, deren filigrane Stahlkonstruktionen sich vor dem Himmel abzeichnen, zugleich als transparente Lärmschutz-Flügel. Für besonders lärmbelastete Stellen suchten die Beteiligten nach einer passenden Nutzung. So zog ein Hotel in die offene Nordwest-Ecke – eine Nutzung, bei der eine kontrollierte Lüftung als Schallschutzmassnahme ausreicht und die mit dem zugehörigen Café für Diversität sorgt.
© Schneider Studer Primas
Auf dem als schwierig bebaubar geltenden Grundstück ist ein lebendiges Quartier mit urbanen Qualitäten entstanden. Manchmal geht es dort so lebhaft zu und her, dass der von den Bewohnerinnen und Bewohnern verursachte Lärm für mehr Gesprächsstoff sorgt als die vorbeidonnernden Schnellzüge und Blechlawinen.
Architektur
Schneider Studer Primas GmbH, Zürich
Bauherrschaft
Anlagestiftung Swiss Life, Zürich
Anlagestiftung Turidomus, Zürich
Anlagestiftung Adimora, Zürich
Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk1, Zürich
Stiftung Altried, Zürich
Bauphysiker
Ernst Basler + Partner, Zürich
Raumprogramm
280 Wohnungen mit 1 bis 14 Zimmern, 5’900 m2 Gewerbe
Planungsprozess
2003 Privater Gestaltungsplan Zwicky-Areal (Revision 2012)
2009 Studienauftrag
2013 Ergänzender Gestaltungsplan Teilgebiet E
2013 Baubewilligung
2016 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (Planungswerte)
Weitere Informationen
Zwicky Süd auf swiss-architects.com
Offene Burg, in:
Hochparterre 9/2019, S. 32–40
Freilandversuch in Urbanität, in:
werk, bauen + wohnen 3/2017
Gute Beispiele
Gute Beispiele
Die nachfolgenden Beispiele zeigen aus unserer Sicht gute Möglichkeiten auf, um mit städtebaulichen und architektonischen Mitteln auf Lärmbelastungen zu reagieren und auch an stark belasteten Orten Lebensqualität zu schaffen.
Wir weisen darauf hin, dass allein die Umsetzung vergleichbarer Baukörper oder Grundrisse nicht deren Bewilligungsfähigkeit garantiert. Diese hängt auch davon ab, ob alle vertretbaren Massnahmen zur Lärmschutzoptimierung ergriffen wurden und wie die Interessenabwägung zwischen den Belangen des Lärmschutzes und den raumplanerischen Anliegen ausfällt. Die kantonale Bewilligungsbehörde entscheidet darüber im Einzelfall. Es empfiehlt sich daher, frühzeitig mit der jeweiligen Lärmschutzfachstelle Kontakt aufzunehmen.
Wohnsiedlung
Brunnenhof
Zürich ZH
Lärmsituation
Strassenlärm einseitig
Typologie
Wohnungen
am Rietpark
Schlieren ZH
Lärmsituation
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Typologie
Wohnüberbauung Luggwegstrasse
Zürich ZH
Wohnsiedlung Welle (Hornerfeld West)
Lenzburg AG
Lärmsituation
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Typologie
Wohn- und Geschäftshaus
Schlossberg
Baden AG
Zwicky
Riedgarten
Dübendorf ZH
Lärmsituation
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
Typologie
Wohnhaus
Allenmoosstrasse
Zürich ZH
Lärmsituation
Strassenlärm
einseitig
Typologie
Interaktiver Leitfaden
Planungsleitfaden
Lärmschutz Schritt für Schritt planen
Checkliste Ausgangslage
Ich habe geklärt
– in welcher Bauzone das Grundstück liegt…
Einstieg in die Planung
Sind laute Anlagen geplant?
(Parkierung, Wärmepumpe,…)
Möchten Sie zur Verbesserung der Akustik im Aussenraum beitragen?
Ausarbeiten
des Bauprojekts
Zwicky Riedgarten
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnlärm mehrseitig
TYPOLOGIE
Der Name «Riedgarten» lässt idyllisches Wohnen im Grünen vermuten. Tatsächlich stemmt sich die Siedlung an der Peripherie von Dübendorf aber gleich vierseitig gegen den Lärm: Im Osten rauschen Züge, im Süden dröhnt der Autoverkehr einer Einfallsachse, im Westen die Autobahn und über die Dächer donnern Flugzeuge vom nahen Flughafen Zürich. Idyllisch ist es nur im Norden der Siedlung, wo die Glatt fliesst. Die Architekten des Büros Localarchitecture haben die vier Häuser mit insgesamt 215 Mietwohnungen deshalb konsequent auf den grünen Erholungsraum ausgerichtet.
Das grösste Haus ist L-förmig und bietet sechs Wohn- über zwei Gewerbegeschossen. Es besetzt zwei lärmbelastete Seiten des Areals. Auf der dritten Seite, zum Bahnviadukt hin, liegt ein kurzer Wohnriegel mit Gewerbesockel. Fussgänger und Velofahrerinnen gelangen über einen schmalen Durchgang 1 zwischen den Bauten ins Arealinnere, wo zwei weitere Wohnhäuser sich gegen die Glatt strecken. Im begrünten Hof ist es ruhig, denn Autos sind hier nicht erlaubt. Die Tiefgarageneinfahrt liegt an der Strasse, wo es ohnehin laut ist.
Architektur
Localarchitecture, Lausanne
Bauherrschaft
Zwicky & Co. AG, Wallisellen
Raiffeisen Pensionskasse Genossenschaft, St. Gallen
Bauphysiker
Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen
Raumprogramm
215 Wohnungen mit 1.5 bis 5.5 Zimmern, 17 Büro- und Gewerbeflächen
Planungsprozess
2003 Privater Gestaltungsplan Zwicky-Areal (Revision 2012)
2013 Zweistufiger Wettbewerb Baufeld D (Riedgarten)
2016 Privater ergänzender Gestaltungsplan Baufeld D (Riedgarten)
2017 Baubewilligung
2020 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (Planungswerte)
Weitere Informationen
Indem sie die Baukörper leicht ausdrehten und knickten, verschafften die Architekten fast allen Bewohnern gute Sicht auf die Glatt. Bei den ruhigen Hofhäusern legten sie die Erschliessung ins Zentrum und die Wohnräume rundherum. Bei den Randbauten rücken die Treppenhäuser an den Lärm heran, während man von den Schlafzimmern und durchlaufenden Balkonen ins Grüne blickt. Die kombinierten Wohn-Ess-Räume nehmen die gesamte Gebäudetiefe ein. Sie geben den Häusern ein Gesicht zur Strasse, und doch können alle lärmabgewandt lüften.
Ein Spezialfall ist die Südfassade: Hier bilden verglaste Zwischenklimaräume zugleich Lärmpuffer, Eingangsbereich und Wintergarten. Menschen, Möbel und Pflanzen hinter den Scheiben beleben den Strassenraum. An den übrigen Strassenfassaden streuen farbige Welleternitplatten und abgewinkelte Brüstungsbänder aus Sichtbeton den Schall. 3 Zum Hof hin brauchen die Häuser den harten Panzer nicht. Die Betonbänder verjüngen sich zu Balkonplatten und raumhohe Fenster wechseln sich mit farbigen Putzflächen ab.
Ob laut oder leise: Localarchitecture fanden hier für jeden Kontext eine passende Antwort. Sie schufen damit ein lebendiges Stück Stadt in einer rauen Gegend.
© Localarchitecture
Wohn- und Geschäftshaus Schlossberg
Das Wohn- und Geschäftshaus steht im Zentrum der Stadt Baden: Der Schlossbergplatz, der sich unmittelbar vor der Altstadt ausbreitet, war bis 2009 eine stark befahrene Kreuzung. Heute ist er eine verkehrsberuhigte Begegnungszone. Trotzdem steht das Haus Schlossberg immer noch mitten im Treiben der verkehrsbelasteten Badener Innenstadt. Mit seinem trapezähnlichen Grundriss wurde es gezielt aus dem Lärm heraus entworfen. Planung und Realisierung des Neubaus, der ein Vorgängergebäude aus den 1960er-Jahren ersetzte, waren extrem komplex. Auf drei Seiten und drei Strassenebenen – auch unter dem Haus hindurch – fahren Autos, Velos, Busse. Die geschlossenen Sichtbetonfassaden an den Schmalseiten erfüllen den Zweck des Schallschutzes. Auf der breiten Vorstadtseite fahren die Schnellzüge und S-Bahnen unmittelbar an der Fassade vorbei in den Schlossbergtunnel. Im Erdgeschoss sind Ladenflächen und eine Bushaltestelle integriert. Von hier aus fahren die Busse im neu gebauten Bustunnel unterirdisch durch die Innenstadt. Und rund herum und auf allen Ebenen wimmelt es von Fussgängerinnen und Restaurantgästen. Das Haus Schlossberg wirkt wie ein erratischer Block in diesem Trubel.
Kaum zu glauben, dass man hier wohnen kann. Aber es geht: Steht man im Gebäudeinnern, spürt man dank kluger Konstruktion samt Stossdämpfern nichts von den Erschütterungen durch Züge und Busse. Im Innern herrschen eine erstaunliche Leichtigkeit und Ruhe. Die Erschliessung der Büros im 2. Stockwerk und der darüberliegenden Wohnungen erfolgt über zwei Treppenhäuser.
© BDE Architekten
Im dritten Obergeschoss schufen BDE Architekten eine «Rue intérieure» mit Ausblicken auf die Altstadt. Zu den Gleisen hin öffnet sich das Gebäude mit massiven, aber trotzdem elegant im Zickzack angeordneten «Erkern» mit dunkelgrünen Markisen. Dahinter befinden sich die überhohen Wohnräume der Maisonettewohnungen. Die Eckfenster geben hier den Blick frei auf die Schlossruine Stein und ins Grüne. Steht man hinter den verschlossenen Fenstern, gleiten Eisenbahn- und Strassenverkehr still unter einem vorbei. Höhepunkt des Hauses sind die blau geschindelten Innenhöfe der Maisonettewohnungen. Diese privaten, fast idyllischen Atrien erlauben Frischluftzufuhr ohne Lärm. Sie bringen viel Licht in die loftartigen Wohnräume und öffnen den Blick in den freien Himmel und auf die Alpenseglerscharen, die hoch über der Stadt ihre Kreise ziehen.
Architektur
BDE Architekten GmbH, Winterthur
Bauherrschaft
Miteigentümerschaft Schlossberg und Kanton Aargau
Bauphysiker
BWS Bauphysik AG, Winterthur
Raumprogramm
11 Wohnungen mit 2.5 bis 4.5 Zimmern, Büros, Dienstleistungs- und Verkaufsflächen, Bushaltestelle
Planungsprozess
2012 Projektwettbewerb mit Präqualifikation
2013 Gestaltungsplan Bahnhofstrasse 7
2015 Bewilligung gemäss Sonderbauvorschriften GP
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (Tag) / 55 dB (Nacht)
Weitere Informationen
Projektwebseite BDE Architekten AG
«Innere Ruhe», in:
Hochparterre, 6-7/2019, S. 75.
«Verkehr macht Architektur», in: Sonntagszeitung, 9.6.2019, S. 48.
«Wohn- und Geschäftshaus Schlossberg», in: Detail, 3/2021, S. 52-60.
© BDE Architekten
Wohnsiedlung Brunnenhof
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Das 2003 siegreich aus einem Studienauftrag hervorgegangene Architekturbüro von Annette Gigon und Mike Guyer musste sich bei der Planung und Realisierung mit der extremen Doppelnatur des Grundstücks auseinandersetzen. Die schmale Parzelle liegt an der stark befahrenen Zürcher Hofwiesenstrasse, die vom Verkehrsknoten Bucheggplatz nach Oerlikon führt. Andererseits grenzt sie unmittelbar an einen öffentlichen Grünraum mit einem städtischen Gemeinschaftszentrum. Mit zwei lang gezogenen, leicht geknickten Baukörpern am Rand des Parks fassen die Architekten den grünen Innenraum neu ein und klären die Situation zugunsten der Freifläche. Ein sechsgeschossiger Riegel schirmt den Park vor dem Lärm ab, der damit zu einem ruhigen Zentrum im stark belasteten Quartier wird. An der Brunnenhofstrasse reagiert das kleinere, vier bis fünf Stockwerke hohe Volumen vermittelnd auf die Zeilenbebauung in der Nachbarschaft. Zwischen den beiden Bauten bleibt eine Lücke offen, deren öffentlicher Charakter mit einem Kindergarten und einer Krippe in den jeweiligen Erdgeschossen noch unterstützt wird.
Dass die Situation an der Hofwiesenstrasse und die Lärmschutzvorschriften eine entsprechende Reaktion in den Wohnungsgrundrissen verlangten, war von Anfang an klar. Es bestand indessen die Gefahr, dass der ohnehin belastete Strassenraum durch eine stumpfe und unbelebte «Lärm-Fassade» zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen wird. Gigon/Guyer gelang es jedoch, mit einem fein abgestimmten Grundriss und der Verwendung grosser Fensterflächen, die lange Fassade zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Strasse zu machen. Die Treppenhäuser verlaufen direkt an der Fassade, daran angrenzend folgt jeweils eine isolierte, aber ungeheizte Loggia als grosszügiger Eingangsbereich für jede Wohnung. Im weiteren Verlauf schliessen die Küche und das Wohn-Ess-Zimmer an, das als durchgehender Raum die innere Verbindung von Strassen- und Parkseite schafft.
Architektur
Annette Gigon / Mike Guyer Architekten AG, Zürich
Bauherrschaft
Stiftung Wohnen für kinderreiche Familien, Zürich
Bauphysiker
Lemon Consult GmbH, Zürich
Raumprogramm
72 Wohnungen mit 4.5 bis 6.5 Zimmern, 6 Einzelzimmer, Gemeinschaftsraum, Doppelkindergarten, Doppelkinderhort
Planungsprozess
2003 Wettbewerb
2004 Baubewilligung
2007 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (A) Tag, 55 dB (A) Nacht
Weitere Informationen
Wohnüberbauung Brunnmatt-Ost
Mit seiner robusten Klinkerfassade unterstreicht das Wohnhaus an der Schwarztorstrasse in Bern den Wandel des heterogenen Mattenhof-Quartiers zu einem urbanen Viertel mit zunehmendem Wohnanteil. Grosszügige Nischen markieren die Gebäudezugänge und bilden zusammen mit den darüberliegenden Loggien eine visuelle Einheit. Diese wiederholt sich fünfmal und verweist damit auf die rückwärtige Struktur des Gebäudes, das fünf Finger aufweist, die in den Hofraum greifen.
Während die Sonne die sandsteinfarbene Strassenfassade ins beste Licht rückt, bleibt es im ruhigen Hof meist schattig. Möglichst vielen Wohnungen Zugang zu beiden Seiten zu verschaffen, gelang den Architekten mittels ineinander verwobener Wohnungsgrundrisse. Vier der fünf Finger sind identisch und als Vierspänner organisiert. Eine der vier Wohnungen liegt jeweils am schmalen Ende des Fingers und orientiert sich nach drei Seiten. Ihr fehlt als einzige der Bezug zur Südfassade. Die übrigen drei Wohnungen besitzen eine zur Strasse gerichtete Loggia. Dabei können sämtliche Wohnräume hofseitig gelüftet werden und die meisten verfügen dort über einen Balkon. Um das Prinzip der zweiseitigen Orientierung und den angestrebten Wohnungsmix miteinander in Einklang zu bringen, ist jeweils eine der drei Wohnungen als Maisonette konzipiert. Dabei ist die Nähe zu den Nachbarn vor allem in den zum Hof gerichteten Zimmern spürbar. Bäume sowie Rankpflanzen entlang den Balkonen erschweren gegenseitige Einblicke und prägen die Erscheinung des Hofraums.
Architektur
Esch Sintzel Architekten, Zürich
Bauherrschaft
Emil Merz AG, Bern
Bauphysiker
BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
Raumprogramm
95 Wohnungen mit 2.5 bis 5.5 Zimmern, Café
Planungsprozess
2008 Wettbewerb
2010 Bewilligung
(lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2013 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (Tag) / 55 dB (Nacht)
Weitere Informationen
Projektwebseite Esch Sintzel Architekten
«Der zeitgenössische Reformblock» in: Hochparterre 8/2013, S. 42–46
«Angekommen» in:
werk, bauen + wohnen 11/2013, S. 20–26
Ein besonderes Augenmerk legten die Architekten auf die Gestaltung der strassenseitigen Loggien. Diese bieten trotz des zeitweise hohen Verkehrsaufkommens eine attraktive Wohnraumerweiterung: Der bunte Plattenbelag der Küchen fliesst nach draussen und durch die roten Stoffmarkisen fällt ein warmes Licht. Über die Loggien nehmen die Bewohnerinnen am Geschehen im Quartier teil und tragen ihrerseits zur Belebung des Strassenraums bei. So bekennt sich die Wohnüberbauung trotz der Lärmbelastung zu ihrer Umgebung.
© Esch Sintzel Architekten
Wohnhaus Freihofstrasse
Die Freihofstrasse ist eine für Zürich-Altstetten typische Wohnstrasse. Gründerzeitbauten und Blöcke aus der Nachkriegszeit reihen sich hier in lockeren Abständen. Schmale Vorgärten, Eingänge und Balkone rhythmisieren das Strassenbild. Irgendwo schiebt sich die Glasfassade eines Autohändlers dazwischen.
Das viergeschossige Wohnhaus, mit dem Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten (EMI) zwei Vorgängerbauten der Stiftung PWG ersetzten, fügt sich mit klarem Volumen und blassgrün verputzter Lochfassade in den städtebaulichen Kontext ein. Statt eines Zauns begrenzt eine karminrote Wand den Vorgartenstreifen, und statt Balkonen hat das Haus lange, kräftig ausgebildete Sichtbetonloggien. Beides lässt sich als zeitgenössische Variation ortstypischer Elemente lesen. Dass Wand und Loggien auch dem Lärmschutz dienen, fällt dabei kaum auf.
Tatsächlich liegt die Lärmbelastung entlang der Freihofstrasse leicht über dem gesetzlichen Grenzwert. Das Haus deswegen von der Strasse abzuwenden, hätte dem Quartier jedoch nicht entsprochen. Zudem liegt sie im Südosten des Neubaus. Die laute Seite ist also punkto Belichtung und Sonne durchaus attraktiv. Deshalb richteten die Architekten einen Teil der Wohnräume zur Freihofstrasse aus. Das gelang so: Zwei kompakte Treppenhäuser erschliessen pro Geschoss sechs Wohnungen. Vier davon liegen im langrechteckigen Hauptvolumen und besitzen einen Anteil lärmbelasteter Räume. Auf der Gartenseite schieben sich zwei kurze Querarme aus dem Volumen, die je eine weitere, komplett lärmabgewandte Wohnung pro Geschoss aufnehmen.
© Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen
Trotz Lärmproblem entwarfen EMI keine durchgesteckten Wohnräume, sondern zellenartige Grundrisse. Das Zentrum der Wohnungen bildet ein grosser Koch-Essraum, der sich zur Strasse hin ausrichtet. Er lässt sich zur vorgelagerten Loggia grosszügig öffnen und erschliesst die durchwegs fast gleich grossen Zimmer. Gut die Hälfte davon blickt zum Garten, die andere zur Strasse. Dort garantiert die Loggia mit Betonbrüstungen und absorbierender Untersicht die Einhaltung der Grenzwerte an den Lüftungsfenstern. Im Erdgeschoss sorgt die Vorgartenwand für zusätzlichen Schutz vor dem Lärm.
© Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen
Die Grundrisse sind zum einen flächensparend. Mit den frei nutzbaren Räumen funktionieren sie zudem für verschiedene Wohnformen und bieten Freiheiten für individuelles Wohnen. Das Haus hat damit ideale Voraussetzungen für ein qualitätsvolles, nachhaltiges und kostengünstiges Wohnen, die auch im Falle einer künftigen Lärmberuhigung Bestand haben.
Architektur
Edelaar Mosayebi Inderbitzin (EMI) Architekt*innen, Zürich
Bauherrschaft
Stiftung PWG (Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich)
Bauphysiker
Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Raumprogramm
33 Wohnungen mit 1.5 bis 5.5 Zimmern, 2 zumietbare Einzelzimmer
Planungsprozess
2015 Projektwettbewerb mit Präqualifikation
2017 Bewilligung (lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II
Relevante Grenzwerte
60 dB (Tag), 50 dB (Nacht)