Wohnungen am Rietpark
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnlärm
mehrseitig
TYPOLOGIE
Der unauffällige graue Kubus nahe beim Bahnhof Schlieren ist unter besonderen Umständen entstanden: Anfänglich als Büro- und Gewerbebau entworfen, wurde im Laufe des Planungsprozesses ein Wohnhaus daraus. Dadurch ergaben sich andere Vorgaben an den Lärmschutz. Ein Kniff im Grundriss der U-förmigen Obergeschosse sorgte dafür, dass sich die ursprüngliche Fassadenabwicklung zum Hof um 50 Prozent vergrösserte: Die dort angesiedelten Räume sind in einem 45-Grad-Winkel zu den Aussenfassaden angeordnet. So gelingt es, eine Vielzahl an Zimmern und Loggien zum ruhigen Hof und zum angrenzenden Rietpark im Westen auszurichten. Anders als man anhand der Gebäudeform vermuten würde, ist es nur die Nordfassade, die nicht lärmbelastet ist. Auf den übrigen Seiten herrschen unterschiedliche Bedingungen, beeinflusst durch die ansteigende Engstringerstrasse im Osten und die Bahngleise im Süden. Die Wohnungsgrundrisse reagieren individuell auf die jeweilige Situation. Pro Geschoss gibt es 14 verschiedene Wohnungstypen, die sich alle ein wenig voneinander unterscheiden. Gemeinsam sind ihnen die Vorzonen bei den Eingängen sowie die spannungsvollen Raumsequenzen innerhalb der Wohnungen, die durch das Abdrehen der hofzugewandten Räume entstehen.
Wollen die Mieterinnen und Mieter ungestört sein, schieben sie die Metallläden vor die raumhohen Fenster. Abhängig vom Sonnenstand und der Tageszeit kann es so vorkommen, dass kaum Öffnungen erkennbar sind und sich das Haus geschlossen präsentiert. Die regelmässige Betonstruktur, das graue Trapezblech, womit die geschlossenen Wandbereiche und die Fensterläden verkleidet sind, sowie die Metallgeländer erzeugen ein monochromes Bild. Eine Ausnahme bildet die zum Park gerichtete Seite, deren Erscheinung überrascht: Mit den vorspringenden Räumen und Loggien und den expressiv in die Höhe ragenden Wandscheiben im Bereich der privaten Dachgärten sorgt die Hoffassade im Westen jederzeit für einen lebhaften Anblick.
Architektur
E2A Piet Eckert und Wim Eckert
Architekten AG, Zürich
Bauherrschaft
Geistlich Immobilia AG, Schlieren
Bauphysiker (Lärmschutz)
Basler & Hofmann AG, Zürich
Raumprogramm
Gewerbenutzungen (Gastronomie, Büros, Hort), 84 Wohnungen mit 2.5 bis 4.5 Zimmern, zumietbare Dachterrassen
Planungsprozess
2015 Projektwettbewerb
2018 Baubewilligung
(lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2020 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
Wohnen 65 dB (A) Tag, 55 dB (A) Nacht
Gewerbe 70 dB (A) Tag
Weitere Informationen
Jørg Himmelreich, «Wohnen in der Geode», in: Arc Mag 3.2022, April 2022.
© E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten
Wohnüberbauung Obere Bänklen
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Ein von Pflanzen gesäumter Weg führt zwischen dem langen Wohngebäude mit der Holzverkleidung und den fünf bunten Punkthäusern hindurch zu sämtlichen Wohnungszugängen. Die vor- und zurückspringende Form des dreigeschossigen, hangseitigen Gebäudes täuscht über dessen Länge von rund 180 Metern hinweg und lässt nur Abschnitte davon erkennen. Zwischen den gegenüberliegenden, polygonalen Bauten gleitet der Blick den Hang hinunter und über das Sihltal hinweg bis zur Albiskette.
Im durchgrünten Wohnquartier ahnt man kaum, dass auf der nahen Hügelkuppe eine Nationalstrasse verläuft. Doch die Überbauung Obere Bänklen steht mit dem Rücken unmittelbar zur vierspurigen Autobahn. Entsprechend präsentiert sie sich zur Nordostseite sehr geschlossen. Die spärlich gesäten Fenster lassen nicht erahnen, welche Nutzung sich dahinter verbirgt. Es sind die Eingangs- und Essbereiche der 4.5- und 5.5-Zimmer-Wohnungen, die hier über Öffnungen verfügen, die den Blick auf die Nationalstrasse freigeben. Die Wohn- und Esszimmer liegen jeweils an der tiefsten Stelle der sich weitenden Grundrisse und können über die lärmabgewandte Südwestfassade gelüftet werden. Dort reihen sich auch sämtliche Schlafzimmer aneinander.
Architektur
atelier ww, Zürich
Bauherrschaft
Baugenossenschaft Turicum, Zürich
Bauphysiker
Wichser Akustik + Bauphysik AG, Zürich
Kollaboration Farbkonzept
Harald F. Müller
Raumprogramm
71 Wohnungen mit 2.5 bis 5.5 Zimmern
Planungsprozess
2013 Projektwettbewerb
2014 Planungsbeginn
2017 Baubeginn
(lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht
Weitere Informationen
© atelier ww
Der lange Riegel schützt die hangabwärts liegenden Punkthäuser vor dem Strassenlärm. Entsprechend der polygonalen Grundfiguren unterscheiden sich deren Fassaden nur geringfügig voneinander. Raumhohe Fenster gehören rundum zum Erscheinungsbild. In den als Dreispänner konzipierten Häusern verfügt jede Wohnung über eine andere Ausrichtung, wobei die Wohnzimmer stets in einer Gebäudeecke liegen. Genau wie beim langen Haus lassen sich die Verglasungen auch hier zur Seite schieben, wodurch eine zum Aussenraum orientierte Wohnsituation entsteht. Die städtebauliche Setzung der Häuser gewährleistet nicht nur den Lärmschutz, sondern sorgt zusammen mit der Form der Gebäude auch dafür, dass sämtliche der 71 Genossenschaftswohnungen vom Fernblick auf den grünen Hügelzug im Westen profitieren.
© atelier ww
Siedlung Vogelsang
Schon Henri IV wusste, dass er seine Untergebenen vor den lärmigen und schmutzigen Strassen Paris’ schützen muss, will er sie dazu bewegen, wieder vermehrt in seiner Nähe in der Hauptstadt zu leben. Vor diesem Hintergrund entstand das «Hôtel particulier», eine Bautypologie, bei der ein niedriger Vorbau einen Hof ausbildet und das Haupthaus von der Strasse abschirmt. Dieses städtebauliche Prinzip bildet die Grundidee für die Siedlung Vogelsang: Zweigeschossige Volumen begleiten die stark befahrene Strasse und schützen die dahinter liegenden Höfe und Wohnungen vor dem Lärm, den der Verkehr dort insbesondere während den Stosszeiten verursacht. Im Sockelbereich der am Hang liegenden Überbauung sind Nebennutzungen wie Velo- und Recyclingräume oder eine Werkstatt untergebracht. Auf dem oberen Geschoss der Vorbauten befinden sich die Wohn- und Essbereiche der 5.5-Zimmer-Wohnungen. Sie verfügen sowohl über Fenster zur Strasse als auch zum Hof, womit die Räume stets lärmabgewandt gelüftet werden können. Von den angrenzenden Wintergärten blickt man über das weite Gleisfeld vor dem Bahnhof Winterthur bis in die grünen Hügelzüge des Schlosstals.
Alle Schlafräume der Wohnungen sind zum Hof gerichtet, dessen achteckige Form dazu führt, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner kaum gegenseitig in die Wohnräume blicken. Die grössten Wohnungen, die sich bis in den Vorbau ausdehnen, verfügen wie die übrigen Wohnungen über einen Bezug zum ruhigen, rückwärtigen Gartenbereich. Auf dieser Seite wächst die Überbauung auf bis zu vier Geschosse an. Der Hof und die angrenzenden Wohnungen bilden ein Modul, das sich achtmal aneinanderreiht, wobei zwei der Höfe etwas grösser ausgebildet sind. Eine Rue Intérieure führt von einem Hof zum nächsten und erschliesst die rund 330 Meter lange Siedlung. Wenn es hier einmal laut wird, dann aufgrund der lebendigen Nachbarschaft: Anders als zu Zeiten Henri IV haben die Höfe keinen repräsentativen Zweck, sondern sind dem gemeinschaftlichen Zusammenleben gewidmet.
Architektur
Knapkiewicz + Fickert Architekten, Zürich
Bauleitung
GMS Partner, Zürich Flughafen
Bauherrschaft
Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Winterthur (GWG), Winterthur
Bauphysiker
a und b Bauphysik, Winterthur
Raumprogramm
156 Wohnungen, Zweifachkindergarten und Kindertagesstätte, Siedlungslokal, Gartenhalle, Gemeinschaftsbüro und -küche, Fitnessräume, Musikzimmer, Hobbyräume, Gästezimmer
Planungsprozess
Projektwettbewerb: 2014
Baubewilligung: 2017
(lärmschutzrechtliche Ausnahmebewilligung)
Bezug: 2021
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (in Teilbereichen hangseitig gelten die Planungswerte: 55 dB (A) Tag, 45 dB (A) Nacht)
Weitere Informationen
Website GWG
«Zwischen Garten und Gleismeer» in:
Themenheft Hochparterre August 2022
© Knapkiewicz + Fickert Architekten
Planungsleitfaden
Planungsleitfaden
Lärmschutz Schritt für Schritt planen
Checkliste Ausgangslage
Ich habe geklärt
- in welcher Bauzone das Grundstück liegt
- ob es feinerschlossen ist oder ob zuerst ein Quartierplan erstellt werden soll
- ob ein Sondernutzungsplan gilt, vorgesehen ist, oder die Pflicht dazu besteht
Können die massgebenden Grenzwerte eingehalten werden ?
Nebst Strassen-, Bahn- und Fluglärm gilt es auch Industrielärm zu beachten.
Die kantonalen Emissionskataster und Fachstellen sowie der Emissionskataster für Bahnlärm geben Auskunft.
Einfache Lärmsituationen lassen sich mit unserem Berechnungswerkzeug analysieren. Für komplexe Situationen (z.B. mehrseitige Lärmbelastungen, mehrere Lärmquellen) sollte man eine Fachperson zu Rate ziehen.
Das definiert die kommunale Bauordnung in Abhängigkeit von der Bauzone.
Achtung: Bei einer Sondernutzungsplanung kann sich die Empfindlichkeitsstufe noch ändern!
Für das Wohnen gelten strengere Grenzwerte als für lärmempfindliche Betriebsräume. Auf bauen-im-laerm.ch findet sich dazu eine kompakte Übersicht.
Beim Bauen im Bestand spielt die Wesentlichkeit der Änderung eine Rolle. Die Planungshilfe Lärmschutzmassnahmen hilft bei der Einordnung
Hilfe, ich brauche zuerst
Grundlagen zur Lärmschutzgesetzgebung
Grundwissen zur Akustik
Fakten zu gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm
Sind die massgebenden Grenzwerte überschritten, müssen Lärmschutzmassnahmen getroffen werden
Arbeitshilfen für den Entwurf
Planungshilfe Lärmschutzmassnahmen
Fasst die Grundsätze für das Bauen im Lärm zusammen – für Neubauten und Umbauten; vom Städtebau über die Grundrisse bis zur Fassade.
Akustische Qualität und Stadtklima
Erklärt die wichtigsten Hitzeminderungsmassnahmen und die Bedingungen für eine gute Durchlüftung bei riegelförmigen Bauten.
Gute Beispiele
Eine Sammlung an gelungenen Bauwerken, umfassend porträtiert.
Gute Gebäudetypen und Grundrisslösungen
Charakterisiert verschiedene Typologien mit ihren Vor- und Nachteilen.
Merkblatt SIA-Norm 181
Fasst Wissenswertes zu den Schalldämmanforderungen an die Fassade zusammen.
Weitere Themen
Ich plane ein Konkurrenzverfahren
Es soll ein Sondernutzungsplan erstellt werden
Ich baue ein Denkmalschutzobjekt um
Ich möchte mehr über Lärmschutz und mechanische Lüftungen wissen
Informationen zur Vollzugspraxis
Vollzugsordner des Cercle Bruit Schweiz
bauen-im-laerm.ch
Zusammenschluss deutschschweizer Kantone und Städte
Fachstellen auf laerm.ch
Kantonale Abweichungen auf den jeweiligen Webseiten
Sind laute Anlagen geplant?
Parkgaragen oder haustechnische Anlagen wie Wärmepumpen oder Klimageräte können störenden Lärm verursachen. Sie erfordern deshalb eine sorgfältige Planung und sind teilweise bewilligungspflichtig.
So können Sie die Akustik im Aussenraum verbessern
Die Aufenthaltsqualität eines Ortes hängt nicht nur von der visuellen Erscheinung, dem Geruch, der Sauberkeit und so weiter ab, sondern auch von der akustischen Qualität. Die Geräuschkulisse bestimmt massgeblich, ob wir uns an einem Ort wohl fühlen.
Zu guter Letzt
Besprechen Sie Ihr Projekt möglichst früh im Entwurfsprozess mit einer Fachperson für Lärmschutzfragen und kontaktieren sie die zuständige Fachstelle
Wohnsiedlung Welle (Hornerfeld West)
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnverkehr mehrseitig
TYPOLOGIE
Die Lage des Hornerfelds in Lenzburg könnte kaum exponierter sein: Ein Autobahnzubringer samt Tunneleinfahrt, eine Kantonsstrasse und eine Schnellzugstrecke umschliessen das Grundstück auf drei Seiten. Auch von der nahen A1 dringt Lärm hierher. Ursprünglich war auf dem Ackerstreifen ein Autohaus geplant, doch schliesslich entschied sich die Bauherrschaft im Einvernehmen mit der Stadt gegen eine gewerbliche Nutzung. Wie ein mächtiger Schutzwall steht hier nun die Wohnüberbauung mit dem klingenden Namen «Welle» vor einem Quartier aus Einfamilienhäusern. Auf dem Zopfweg, einer verkehrsberuhigten Quartierstrasse hinter der «Welle», ist es erstaunlich ruhig. Steht man dagegen auf der Ostseite des Gebäudes, mit Blick auf die Hero-Konfitürenfabrik, ist der Strassenlärm zeitweise ohrenbetäubend. Rund 25 000 Fahrzeuge fahren hier täglich vorbei.
Aus dieser schwierigen Lage haben Frei Architekten mit einem klugen, unkonventionellen Gebäudevolumen das Bestmögliche herausgeholt: Die «Welle» hat eine beeindruckende Länge von 191 Metern. Gegen die laute Ostseite wirkt das Haus mit seiner Schieferfassade massiv. Grosse Kastenfenster aus Aluminium gliedern dabei die lange Fassade und bringen viel Licht ins Innere – vor allem in jene durchgehenden Wohnungen, die teilweise gegen den Autobahnzubringer gehen. Die Kastenfenster haben eine indirekte Lüftung, lassen sich aber nicht öffnen. Die hinterlüftete Fassade aus Schieferschindeln wirkt trotz dieses rustikalen Materials urban. Sie schützt vor Wettereinfluss und Abgasen. Die Architekten haben mit dem Naturschiefer bewusst einen Baustoff gewählt, der so robust wie möglich ist.
© Frei Architekten
Zur Eisenbahn hin schliesst ein spitzer Winkel das Gebäude ab, an der anderen Schmalseite zur Kantonsstrasse ein spitz zulaufender Bogen. Die Lärmgrenzwerte werden durch diese geschickte Form überall eingehalten. Die Wohn- und Schlafräume sind konsequent zur ruhigen Seite nach Westen ausgerichtet. Die Wellenform des Hauses ermöglicht hier viel mehr offene Aufenthaltsflächen als es eine gerade Fassade getan hätte. Mit ihren geschwungenen Balkonen und den halbrunden Höfen nimmt sie die Kleinräumigkeit des Einfamilienhausquartiers auf, ohne sich anzubiedern. Vor den Wellenbögen ist ein schmaler Park entstanden, und die meisten der 80 Wohnungen haben Abendsonne und Ausblick auf das Schloss Lenzburg – eine der mächtigsten Burganlagen der Schweiz.
Architektur
Frei Architekten AG, Aarau
Bauherrschaft
Fortimo Invest AG, St. Gallen
Bauphysiker
Grolimund + Partner AG, Aarau
Raumprogramm
80 Wohnungen mit 2.5 bis 4.5 Zimmern
Planungsprozess
2012 Studienauftrag
2014 Gestaltungsplan Hornerfeld West
2017 Baubewilligung
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
Planungswerte, 60 dB (Tag) / 50 dB (Nacht)
Wohnhaus für Studierende
LÄRMSITUATION
Strassen- und Bahnverkehr mehrseitig
TYPOLOGIE
In der Nähe des Bahnhofs Genf-Sécheron streckt sich das Wohnhaus für Studierende der Hochschule für Internationale Studien und Entwicklung entlang der Bahngleise. Der lange, gekrümmte Bau steht auf einem Parkhaus, das zugleich einen hohen Gebäudesockel bildet. Auf dem Dach des Parkhauses schufen Lacroix Chessex Architekten einen öffentlichen, gartenartigen Platz. An dessen Enden verbinden eine Passerelle und eine Brücke das wie auf einer Insel stehende Wohnhaus mit der Stadt. Kollektive Nutzungen und ein grosser Gemeinschaftsraum, der mal als Arbeitsort, mal als Bühne für Veranstaltungen dient, beleben das Erdgeschoss.
Die betonierten Geschossplatten stapeln sich zehn Etagen hoch, kragen allseitig aus und prägen den Charakter des Wohnhauses. Als Reaktion auf den Eisenbahnlärm wählten die Architekten eine Erschliessung mit Laubengängen gegen die Gleise im Westen. Die Untersichten der Laubengänge sind mit Akustikplatten aus recyceltem Glas belegt. Die Höhen der eleganten, vorgefertigten Betonbrüstungen ergeben sich durch den Einfallswinkel des Schalls. So wirkt das Gebäude mit seinen hohen Brüstungen in den unteren Stockwerken schwer und wird nach oben hin schrittweise graziler. Im ruhigen Osten, mit einem herrlichen Blick auf den Genfersee, dienen die Geschossplatten als Balkone mit feinen Staketengeländern. Die zurückversetzte, thermische Gebäudehülle aus eloxiertem Blech ist von allen akustischen Belangen befreit und bildet ein schönes Zusammenspiel mit der massiven Betonstruktur. Die kompakten Wohnungen nehmen die gesamte Gebäudetiefe ein. Die Studierenden wohnen zur Bahn hin, auf der Seeseite schlafen sie.
Architektur
Lacroix Chessex, Genf
Bauherrschaft
IHEID (Institut des Hautes Etudes Internationales et du Développement), Genf
Bauphysiker
AcouConsult sàrl, Genf
Raumprogramm
135 Wohnungen für 1 bis 4 Personen, Gemeinschaftsraum, Fitnessbereich
Planungsprozess
2008 Projektwettbewerb
2009 Baubewilligung
2012 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (A) Tag / 55 dB (A) Nacht
Weitere Informationen
Lacroix Chessex Architekten lösten die akustischen Zwänge ausschliesslich durch die Form und die innere Organisation des Gebäudes. Es gelang ihnen, der Lärm-Problematik mit einem Low-Tech-Ansatz zu begegnen, der ohne technische Hilfsmittel auskommt. Dadurch entstand ein Gebäude, dessen architektonischer Ausdruck den Geist dieses stark belasteten Ortes widerspiegelt und das zugleich auf elegante Weise einzigartig ist.
Alterswohnungen Im Weingarten
LÄRMSITUATION
Bahnlärm einseitig
TYPOLOGIE
Wer im Zug sitzend an den zwei Wohnhäusern Im Weingarten in Rüschlikon vorbeifährt, kann einen Blick auf die langen Laubengänge aus Beton und Holz erhaschen. Hält man sich hingegen auf einem der Laubengänge direkt über den Gleisen auf, ist bei der Zugdurchfahrt ein kurzes Rauschen und Pfeifen zu hören. Ansonsten sind es die Geräusche von der weiter unten gelegenen Strasse, die hier heraufdringen.
Die markanten Laubengänge sorgen mit ihren geschlossenen Brüstungen und den mit Holzwolle verkleideten Untersichten dafür, dass der Lärmgrenzwert an der Fassade eingehalten wird. Zugleich erschliessen sie die Wohnungen. Kleine Nischen bilden halbprivate Zonen vor den Eingängen. Den Auftakt macht im Inneren jeweils der Koch- und Essbereich. Hier blinzelt morgens die Sonne rein und der Blick gleitet durch das Küchenfenster über den Laubengang hinweg auf den Zürichsee. Der Raum geht in den Wohnbereich über und findet seinen Abschluss in der Loggia. Dieser private Aussenbereich ist zum Hang und zur Abendsonne hin ausgerichtet. Die klassische, zweiseitige Orientierung der Wohnungen macht die unterschiedlichen Qualitäten der beiden Gebäudeseiten erlebbar. Entlang der ruhigen Westfassade erstreckt sich ein terrassierter Garten, zu dem sämtliche Schlafzimmer orientiert sind. Innen wie aussen kontrastieren Elemente aus Eichenholz mit dem Beton und dem grauen Mauerwerk und verleihen den Wohnungen eine warme Atmosphäre.
Auch die Laubengänge weisen einen wohnlichen Charakter auf. Hier begegnen sich die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Weg zu ihren Wohnungen. Dank den Nischen gibt es Platz, um kurz stehenzubleiben und einen Schwatz abzuhalten. Holzbänkchen laden dazu ein, dort zu verweilen. Im Erdgeschoss schliessen eine Reihe von Pergolen sowie eine hüfthohe Mauer den Aussenraum ab. Einerseits schützt die Mauer vor dem Bahnlärm, andererseits wirkt sie raumbildend und die begrünten Pergolen schaffen einen Filter zwischen den vorbeifahrenden Zügen und den Wohnungen.
Architektur
Pablo Horváth, Chur
Bauherrschaft
Stiftung Wohnungsbau Rüschlikon
Bauphysiker
Kuster + Partner AG, Chur
Ingenieurbüro Andreas Suter, Thalwil
(Lärmschutz bis Bauprojekt)
Raumprogramm
21 Wohnungen mit 2.5 bis 3.5 Zimmern
Planungsprozess
2014 Projektwettbewerb
2016 Baubewilligung
(lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2019 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht
Weitere Informationen
Wohnhaus Allenmoosstrasse
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Einst war die Dörflistrasse in Oerlikon, wie ihr Name sagt, eine beschauliche Dorfstrasse. Heute ist sie eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen den nördlichen Stadtteilen Zürichs und der Innenstadt. Hier steht auf einem spitz zulaufenden Grundstück an der Einmündung der Allenmoosstrasse ein Wohnhaus, das als verspieltes Objekt in Erscheinung tritt und rundum Bezüge zur Umgebung kreiert.
Obwohl es an der Dörflistrasse während den Stosszeiten laut ist, wendet sich das Haus nicht davon ab. Es fasst den Strassenraum und blickt mit zahlreichen raumhohen Fenstern darauf. Mit seinem steinernen Sockel und den verputzten Fassaden greift das Haus Elemente aus dem Baubestand des Quartiers auf. Die grobe Putzstruktur verleiht ihm einen robusten Ausdruck und streut zudem den Schall. Auch andere Gestaltungselemente sind so gewählt, dass sie einerseits den Charakter des Hauses prägen, und andererseits dem Lärmschutz dienen. So betont ein auskragender Dachrand aus Beton die Hauptfassade entlang der Strasse und schirmt zugleich das Attikageschoss vom Lärm ab. Dank dieser Massnahme können die dortigen Zimmer über die strassenseitige Terrasse gelüftet werden. Auf den vier Regelgeschossen gibt es jeweils zwei Wohnungen, die zur Dörflistrasse orientiert sind. Die beiden Zimmer an den Gebäudeecken verfügen je über einen Erker, der eine lärmabgewandte Belüftung ermöglicht und den Übergang zwischen Strassen- und Stirnfassade betont. In die Wohnräume und Küchen strömt frische Luft durch die grossen Fenster der Loggien. Ob lärmbelastet oder nicht: Bei allen Wohnungen finden die fliessenden Raumabfolgen einen Abschluss im privaten Aussenraum. Die Loggien nehmen diejenigen Gebäudeecken ein, die sich zur ruhigeren Allenmoosstrasse oder zum kleinen Hofraum im Süden orientieren.
Architektur
Michael Meier und Marius Hug
Architekten AG, Zürich
Bauherrschaft
Anlagestiftung Pensimo, Zürich
Bauphysiker
Braune Roth AG, Binz
Raumprogramm
Wohnhaus mit 19 Wohnungen von 2.5 bis 4.5 Zimmern
Planungsprozess
2014 Projektwettbewerb
2016 Baubewilligung (keine lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2018 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
65 dB (A) Tag, 55 dB (A) Nacht
Weitere Informationen
Studierendenwohnhaus Rosengarten
LÄRMSITUATION
Strassenlärm
einseitig
TYPOLOGIE
Ihr Name steht nicht für eine idyllische Wohngegend, sondern für ein ungelöstes Verkehrsproblem: Die Zürcher Rosengartenstrasse ist eine der meist befahrenen Strassen der Schweiz. Auf ihr rollt ein schier endloser Verkehrsstrom, der das Quartier Zürich-Wipkingen entzweit. Am oberen Abschnitt, wo die Strasse abzweigt und in die Bucheggstrasse übergeht, gab es während vieler Jahre eine verwahrloste Grünfläche und ein längst stillgelegtes Wasserreservoir.
Architektur
Atelier Scheidegger Keller, Zürich
Bauherrschaft
Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich SSWZ
Grün Stadt Zürich
Bauphysiker
Bakus Bauphysik & Akustik GmbH
Raumprogramm
18 Wohnungen für 130 Studierende, Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderbetreuung, Gewerbe
Planungsprozess
2014 Projektwettbewerb
2017 Baubewilligung (keine lärmschutzrechtliche Ausnahme)
2020 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES III
Relevante Grenzwerte
60 dB (A) Tag, 50 dB (A) Nacht (Planungswerte, ausnahmsweise direkt im Bauprojekt gesichert)
Weitere Informationen
Heute steht an dieser Stelle ein markantes Wohnhaus für Studierende. Die lange Backsteinfassade folgt dem Radius der Strasse und unterstreicht deren Dynamik. Mit seinen grossen Fenstern und den grünen Vorgärten zeigt das Haus keine Scheu vor der Verkehrsachse. Die hohen Fenster gehören zu den doppelgeschossigen Wohnzimmern, dem Herzstück jeder Wohnung. Sieben bis acht Studierende einer Wohngemeinschaft teilen sich jeweils diese Halle. Rückzug finden sie in ihren Zimmern, die sich über zwei Geschosse verteilt auf der lärmabgewandten Seite befinden. Dabei gibt es zwei Ausnahmen: Über der Küche sowie über dem Treppenhaus gibt es jeweils ein Zimmer, das an die Strassenfassade grenzt. Während das erste über die Loggia gelüftet wird, verfügt das zweite über ein Dachfenster zur ruhigen Seite. Dicke Türen und schwere Backsteine sorgen dafür, dass auch der wohnungsinterne Lärm vor den privaten Räumen Halt macht. Nebst der Halle verfügen die Wohnungen jeweils über einen weiteren Gemeinschaftsraum: die ebenfalls doppelgeschossige Loggia. Hier begegnen sich die Studierenden zweier benachbarter Wohnungen, die sich diesen Aussenraum teilen. Nebst den grossen Öffnungen der Loggien sind es die hohen Kamine der Feuerstellen, welche die Fassade zum Quartier hin prägen.
Während das Gebäude auf der einen Seite nahe an der Strasse steht, grenzt es auf der anderen Seite unmittelbar an den neu geschaffenen Quartierpark. Dank dem kompakten Baukörper ist dort nicht nur Ruhe eingekehrt, es blieb auch genügend Raum für eine weite Blumenwiese und einen Spielplatz – ein Ort, der die Quartierbevölkerung nach draussen lockt.
© Atelier Scheidegger Keller
Siedlung Buchegg
Am Bucheggplatz zwischen der Zürcher Innenstadt und Zürich-Oerlikon treffen mehrere städtische Verkehrsachsen aufeinander. Zugleich ist der «Platz», bei dem es sich vielmehr um einen grossen Verkehrskreisel handelt, Knotenpunkt verschiedener Tram- und Buslinien. Trotz der Verkehrsbelastung auf den Hauptachsen sind die an den Bucheggplatz grenzenden Wohnquartiere Wipkingen und Unterstrass beliebt.
Die Siedlung Buchegg von Duplex Architekten befindet sich an deren Schnittstelle. Die drei winkelförmigen Bauten stehen dicht an der Strasse und umschliessen einen begrünten Hofraum. Zum Bucheggplatz hin bildet die Siedlung einen markanten Kopf. Horizontale und vertikale Bänder aus hellem Putz strukturieren die grossen Baukörper und verleihen den Fassaden Tiefe. Dazwischen liegen Fenster und Putzflächen in zarten Grün- und Gelbtönen. Zwischen den Bauten führen schmale Durchgänge in den Hof, der den Bewohnern als lärmgeschützter Aussenraum dient. Dass die Fassaden im Bereich der Durchgänge nicht parallel sind, kommt der Akustik entgegen: Der Schall wird hier weniger hin- und hergeworfen, sodass keine Hallräume entstehen. Baumgruppen bilden einen visuellen Filter zwischen Strasse und Hof.
Architektur
Duplex Architekten, Zürich
Bauherrschaft
Baugenossenschaft Waidberg, Zürich
Bauphysiker
Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Raumprogramm
110 Wohnungen, von Studio bis 4.5-Zimmer, 4 Gewerbeflächen, Gemeinschaftsraum
Planungsprozess
2011 Studienauftrag
2015–2018 Ausführung
2018 Bezug
Lärmempfindlichkeitsstufe
ES II / ES III
(beim Kopfbau zum Bucheggplatz)
Relevante Grenzwerte
60 dB (Tag), 50 dB (Nacht)
65 dB (Tag), 55 dB (Nacht)
Weitere Informationen
Projektseite Duplex Architekten
Ruhig wohnen an exponierter Lage, in: Wohnen 11, November 2018, S. 23-26
Nach Süden fällt das Terrain über mehrere Stufen ab. Mit wechselnden Oberflächen, Bäumen, Möbeln und Spielgeräten schufen Studio Vulkan Landschaftsarchitekten auf den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Nutzungsbereiche und Stimmungen. So ist der grüne Aussenraum für alle attraktiv.
Sämtliche Balkone und ein Grossteil der Zimmer überblicken ihn. Um dies zu ermöglichen, sind die Baukörper gegen den Hof gezackt, was die Fassadenabwicklung vergrössert. Zugleich schützen die Zacken die Wohnungen vor zu vielen Einblicken der Nachbarn. Durch eine Drehung der Grundrisse werden die Blicke aus den Wohnungen vom gegenüberliegenden Gebäude weg auf das Panorama über die Stadt gelenkt.
Treppenhäuser und Küchen ordneten die Architekten entlang der lärmbelasteten Fassaden an. Die grosszügigen Essküchen führten sie zweigeschossig aus, womit sie für die Wohnungen einen räumlichen Mehrwert schufen und zugleich die Anzahl an lärmbelasteten Räumen reduzierten. Die Küchen prägen auch das Erscheinungsbild zur Strasse hin: Die grossen Fenster sorgen gerade morgens und abends, wenn die Wohnungen hell erleuchtet sind, für eine wohltuende Lebendigkeit im Quartier.